Straßentheater "Hierbleiben...Spuren nach Grafeneck"

10. Juni 2021

Am 17. Juni 2021 ist ab 11 Uhr das Straßentheaterprojekt des Reutlinger Theater in der Tonne e.V. in Meckenbeuren auf dem Kirchplatz zu sehen.

Unter dem Titel „Hierbleiben… Spuren nach Grafeneck“ nimmt sich das Projekt ein historisch bedeutendes Ereignis der „Euthanasie“-Verbrechen zum Anlass. Durch die Begegnung mit den Darsteller*innen mit Behinderung im öffentlichen Raum wird auch ihre heutige Situation aufgezeigt.

Die berüchtigten „Grauen Busse“, häufig auch in roter Farbe, kamen auch in die damalige Pflege- und Bewahranstalt St. Gallus für „Schwachsinnige, Epileptische und Gebrechliche“, der heutigen Stiftung Liebenau in Meckenbeuren-Liebenau und deportierten Menschen mit Einschränkungen nach Grafeneck, die dort am  Tag der Ankunft ermordet wurden. Insgesamt wurden im Jahr 1940 in der Zeit des Nationalsozialismus 10.654 Menschen mit Behinderungen oder geistigen Erkrankungen in Grafeneck ermordet, weil Sie den Nationalsozialisten als „lebensunwert“ galten.

In Anspielung an die "Grauen Busse", die damals zur Deportation dienten, wurden 25 Herkunftsorte der Menschen mit Einschränkungen in Baden-Württemberg für das Straßentheaterprojekt ausgewählt. Grafeneck selbst ist Teil dieser 25 Orte. Der Theaterbus fährt mit dem inklusiven Ensemble, Requisiten, Bühnenbild, Kunstobjekten, etc. direkt vor Ort, um die performative Aufführung umzusetzen. Unter der Regie von Theaterintendant Enrico Urbanek wird das Projekt vom Theater Reutlingen Die Tonne umgesetzt.

Bei diesem Projekt verbindet sich Choreografie, Musik, bildender Kunst, Medienkunst und dokumentarischen Elementen. Über eine facettenreiche Auseinandersetzung zwischen Ensemble und Publikum werden Denkanstöße gegeben, die weit über Betroffenheit einerseits und Information andererseits hinausgehen. Durch den Einsatz historischer Fakten in Zusammenarbeit mit dem Dokumentationszentrum Gedenkstätte Grafeneck sowie der Stiftung Liebenau wird jeweils ein direkter regionaler und gesellschaftlicher Bezug hergestellt.

Der Bus verweilt dabei circa zwei Stunden auf dem Kirchplatz und bietet verschiedene Begegnungen mit dem Ensemble. Die Interaktionen mit dem Publikum können Aufgrund der Corona-Pandemie nur unter gebührendem Abstand stattfinden. Um die nötigen Abstände zwischen den Zuschauer*innen während der Corona-Pandemie einzuhalten, wird auf dem Kirchplatz eine Theatersituation aufgebaut, sodass Sitzplätze in einem abgesperrten Bereich vor der Bühne vorhanden sind. Der Eintritt ist frei, jederzeit kann man noch dazu stoßen und wieder weiterziehen.

Stand jetzt muss beim Einlass ein Nachweis über einen tagesaktuellen negativen Schnelltest, die Genesung oder über den vollständigen Impfschutz vorgezeigt werden. Die jüngste Änderung der Corona-Verordnung des Landes sieht vor, dass ab einer stabilen 7-Tage-Inzidenz von unter 35 an fünf Tagen die Testpflicht entfällt.

„Wir danken der Gemeinde Meckenbeuren, der LEADER-Region Württembergisches Allgäu, der Stiftung Liebenau sowie der Kirchengemeinde St. Maria Meckenbeuren, die uns mit allen Möglichkeiten unterstützen, trotz Corona“, so Projektleiter Maximilian Tremmel. Ursprünglich hätte die Premiere am 8. Mai 2020 in Reutlingen im Rahmen des Kultur vom Rande Festivals stattgefunden. Die Corona-Pandemie machte eine Neuplanung nötig, die erste Aufführung fand am 17. September 2020 in Mosbach statt. Die ersten sieben Aufführungen im Herbst 2020 stießen auf großes Interesse bei der Bevölkerung. In Gesprächen berichteten die Zuschauer*innen, darunter auch mehrere Schulklassen, von einem beeindruckenden und bewegenden Theatererlebnis.

Nach den ersten sieben Aufführungen im Herbst 2020 stehen für 2021 weitere 18 Aufführungen auf dem Programm. Nach der winter- und coronabedingten Spielpause ist die erste Aufführung am 10. Juni 2021 in Rastatt, am 14. Juni ist die zweite Aufführung in Sigmaringen zu sehen.

Das seit 60 Jahren bestehende Theater Reutlingen Die Tonne hat bereits seit vielen Jahren Erfahrungen mit der inklusiven Theaterarbeit und präsentiert die entwickelten Inszenierungen regelmäßig auf Festivals im deutschsprachigen Raum. Seit 2012 gibt es am Theater Reutlingen Die Tonne eine von den örtlichen Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen mitgetragene Initiative, bei der Menschen mit Beeinträchtigungen einen Teil ihrer Arbeitszeit am Theater absolvieren und dort eine künstlerische Ausbildung erhalten.

Das Projekt wird gefördert durch die LEADER-Förderung (ein von der EU eingerichtetes Förderprogramm für die Entwicklung ländlicher Räume) und von der „Lernenden Kulturregion Schwäbische Alb“ im Rahmen von „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes, den Landkreis Reutlingen sowie durch Daimler Truck.

Kooperationspartner sind BAFF [Träger Lebenshilfe und BruderhausDiakonie], die Fakultät für Sonderpädagogik der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, die BruderhausDiakonie-Werkstätten Reutlingen sowie die Habila GmbH Rappertshofen Reutlingen.

 

Weitere Informationen, Fotos sowie Aufführungstermine finden Sie unter https://spuren-nach-grafeneck.de.

Bildnachweis Fotos Aufführungen und Proben: Theater Reutlingen Die Tonne

Trailer der Aufführung bei YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=m5v63Kwlw5M

Facebook-Kanal des Theater Reutlingen: https://de-de.facebook.com/theaterreutlingendietonne/

Instagram-Seite des Theater Reutlingen: https://www.instagram.com/theaterreutlingendietonne/

Pressekontakt:

-- Maximilian Tremmel     Reutlinger Theater in der Tonne e.V. / Theater Reutlingen Die Tonne  Projektleitung »Hierbleiben...Spuren nach Grafeneck«Tel.: 07121/9377-17tremmel@theater-reutlingen.de, tremmel@tonne-theaterverein.dehttps://spuren-nach-grafeneck.de        Liefer- & Besucher*innen-Adresse:Theater Reutlingen Die TonneVorverkauf/BühneneingangJahnstraße 6   72762 Reutlingen        Adresse des Theatervereins:    Reutlinger Theater in der Tonne e.V.  Theaterprojekt »Hierbleiben...Spuren nach Grafeneck«Sankt-Leonhard-Straße 33       72764 Reutlingen

 

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